Als die einzige Chinesin in der Gruppe war ich im Gegensatz zu anderen Reisenden am Weg in meine Heimat. Obwohl der Begriff der Heimat ist mittelweile weit von meinem Leben entfernt, da ich bereits seit längerer Zeit in Österreich lebe und immer weniger von China mitbekomme. Das Gefühl – in einem ‚Zwischen’ zu sein- ist langsam nicht mehr leicht für mich zu ausblenden.
Anderseits muss ich mich aber immer wieder wundern, wie klar es eigentlich für die anderen ist, mich zu erkennen. Ich bin einfach ‚die Chinesin’, oder einfacher gesagt, ‚die Asiatin’. Für die meisten hat mein Gesicht bereits genug Information über mich verraten, es macht mich vielleicht ein bisschen abstrakt – die ferne asiatische Kultur – aber auch einfach zu erkennen. Das Gesicht ist die tragbare physikalische Identität. Im Vergleich zu komplizierten Lebensgeschichten und  unterschiedlichem kulturellem Hintergrund , ist das Gesicht des Mensch viel einfacher einzuordnen.

Die Reise hat uns über mehrere – geographische und kulturelle – Grenzen geführt, auch wenn wir  uns darüber vielleicht während dessen nicht bewusst waren. In zwei Wochen sind wir über 7,400 Kilometer (Wien-Peking) auf der Erde gereist und die Wahrnehmung war überfordert. Die Menschen, die uns begegnet sind, bleiben nicht mehr in der Erinnerung. Nur auf den Fotos sind Ihre Gesichter, sie sind digitalisiert und werden für längere Zeit gespeichert. Sie existieren jetzt als Symbole für mich genau wie mein Gesicht für die anderen. Nur kann ich sie, außer über das gespeicherte Datum, gar nicht einordnen.