“Schattenlauf” – running shadows

Typ_ Video

Kurzbeschreibung_ Auf dem Weg nach Shanghai werden mehrere kultureller Gradienten mittels eines von der Künstlerin festgelegten Untersuchungsschemas erkundet. In regelmäßigen Abständen (2mal täglich) werden auf der Reise von Wien nach Shanghai unterschiedlichen Parametern aufgezeichnet und zusammengefügt. Ergebnis ist ein Video, dessen Grundelement aus kurzen Videoclips besteht, die jeweils den oberen rechten und unteren rechten Ausschnitt aus dem Fensters oder dem Blickfeldes abbilden. Soundproben und Interviewelemente, Texteinblendungen von amtlichen Hinweisen, Schlagzeilen, Logos und Bildüberlagerungen von Alltagsornamentalik wachsen zu einem teils willkürlich wirkend und dennoch dicht sinnhaltigen bewegtem Bild zusammen.

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Status_ Es gab bereits einen Testlauf des Konzepts auf der Strecke Wien Nickelsdorf von dem Screenshots abgebildet sind.

Platzbedarf_ ein Platz für eine Projektion/einen Monitor an der Wand bzw. im Raum (max. 2 Quadratmeter)

Technikbedarf_ entweder ein Beamer oder ein Monitor, Rechner zum Abspielen des Videos

Betrieb_ Für den Aufbau muss Beamer/Monitor und Rechner positioniert werden. Dann muss nur noch das Video gestartet werden.
Verwendete Elemente:

1, Fragen
A,Wie wird das Wetter morgen? Какая будет завтра погода? [Kakaja budet zavtra pagoda?]

B,Mögen Sie nukleare Energie?

C,Können Sie sich ein Leben ohne verläßliche Stromversorgung vorstellen?/Wieviele Elektrogeräte verwenden Sie täglich? – Lassen Sie sich beim Nachdenken Zeit.

D,Trinken Sie lieber Kaffee oder Tee?/Wie trinken Sie ihren Kaffee gerne? Что Вы предпочитаете, чай или кофе?/ Какой кофе Вы пьете? [Schto vy predpotschitajete, tschaj ili kofi?]/[Kakoj kofi vy pjote?]
Herz des Videos sind Fragen, die an Mitreisenden gestellt werden. Alle Fragen werden neben Russisch (siehe unten) auch auf Mandarin Chinesisch übersetzt und die Antworten aufgezeichnet. Eine chinesische Künstlerin wird die Reise begleiten und auch als Übersetzerin auftreten.

Die erste Frage Wie wird das Wetter morgen ist bewußt einfach und unverfänglich gewählt um damit einen Anlass zu schaffen, mit den umgebenden Menschen in akustischen Kontakt zu treten. Hinter dem Zweck der Kontaktaufnahme steht für die Künstlerin auch die Frage offen, ob ein “Morphing Optimism” im Tonfall der Antworten entlang der Route lesbar sein wird, der jenseits von den vorherrschenden Witterungslagen angesiegelt ist.

Die Einstiegsfrage gewinnt wird im Lichte der zweiten Frage Mögen Sie nukleare Energie? an tragischer Bedeutung. Durch die aktuelle Situation in Japan ist in vielen Köpfen das Bewußtsein vorhanden, dass eine veränderte Witterungslage über eine radioaktive Verstrahlung von Millionen an Menschen bestimmen kann.

Auf die Frage nach Atomsympathie schließt sich sogleich eine viel persönlichere Frage an: Können Sie sich ein Leben ohne verläßliche Stromversorgung vorstellen?/Wieviele Elektrogeräte verwenden Sie täglich? – Lassen Sie sich beim Nachdenken Zeit. kratzt an den Grundfesten vieler Atomkritiker, die sich zwar gerne gegen Nuklearenergie aussprechen, jedoch die Früchte der jahrzehntelangen billigen Energieversorgung, die für viele Regionen Wohlstand, technologischen Fortschritt und Überlegenheit gebracht hat, schamlos konsumieren. Tatsache ist, dass selbst Länder ohne Reaktoren auf eigenem Staatsgebiet von der billigen Stromproduktion und somit billigen Industrieproduktion in der unmittelbaren Nachbarschaft stark profitieren. Als einer der wenigen Pragmaten beschließt Vladimir Putin demonstrativ den Bau eines neues AKWS während in Fukoshima seit vielen Stunden mit allen Mitteln versucht wird den SuperGAU zu verhindern. Sind fern vom nuklearphoben Österreich viele Menschen so unerschüttert in ihrem Glauben an die Atomkraft? Obwohl Russland immer noch mit den Auswirkungen Tschernobyls zu kämpfen hat und Japan die Zerstörung Hiroshimas und Nagasakis mitansehen musste, also im vollen Bewußtsein der Zerstörungsgewalt von Radioaktivität sind, sitzt der Glaube an die Notwendigkeit von Atomstrom so tief wie der Glaube an die moderne Gesellschaft. Mit keiner anderen Technologie hätte es Japan so rasch zu einer Industrienation acvancieren können und China, die im Gegensatz zu vielen anderen, nur knapp 2 Prozent ihrer Stromproduktion mit Nuklearenergie speisen will und wird diplomatisch aber kontinuierlich Kohlekraftwerke durch Atomreaktoren ersetzen.

Wie trinken Sie ihren Kaffee gerne? Abschließend, um das Kurzinterview wieder aus der gesellschaftspolitischen Ebene wieder in das vertraute Umfeld der Alltagsrituale zu bringen und somit einen sanften Ausgang für die Befragten zu ermöglichen steht die Frage nach den persönlichen Teeritualen. Dahinter verbirgt sich die These der „Morphing Tea Culture“ wobei eine deutliche Veränderung der Tee bzw. Kaffeetrinkgewohnheiten vermutet wird, wie sie beispielsweise an der Route Tanger – Dakar auftritt. These: Von den Kaffeetrinkenden Kulturen führt mein Weg zu den ‘Neben-Kaffee-auch-Schwarzteetrinker’, den ‘Exklusiv-Schwarzteetrinkern’, den ‘Butterteetrinker’, den ‘Oolongteetrinkern’ und ‘Grünteetrinkern’. Neben der Art des konsumierten Getränks ist auch die Art der Zubereitung und der Tonfall in dem davon berichtet wird Teil der Untersuchung.
2, Video layer

Kurze Videoclips, die jeweils denselben Ausschnitt des Fensters oder des Blickfeldes abbilden werden aufgesammelt und hintereinander gereiht und bilden die unterste, tragende Schicht des Videos. Sie geben die die Reiseroute umgebenden, sich verändernden artifizielle und natürliche Landschaften wieder.
3, Ornamental layer

„Ornamental Morphing“ Die Ornamente und Muster von Alltagsgegenständen (Bezüge der Sitze, Vorhänge, Tischtücher, Bodenbeläge, Teppiche, Teller, Häferl)werden photographiert und über die Videos gelagert. Die Forschungsthese dahinter vermutet einen fließenden Verlauf von „europäischer“ zu „asiatischer“ Kultur und eine Beziehung zwischen der algorithmischen Entstehung von Ornamentalik und der vorherrschenden Mainstreamkultur.
4, Semiotic layer

Über die Bilder der Außenwelt werden Texteinblendungen, Tonmitschnitte und photographische Elemente montiert. Pro Versuchslauf wird jeweils ein gedachtes, gehörtes und ein gelesenes Wort der Künstlerin notiert. Das erste gelesene Wort reflektiert die Werbungen, amtlichen Hinweise, Schlagzeilen aus Zeitungen, Firmenlogos auf Produkten die uns ständig umgeben und uns bewußt und unterbewußt beeinflussen und prägen. Damit findet die Welt der Zeichen als semiotischer Dschungel Eingang in das Video.

Es wird darauf hingewiesen, dass die Ausstellung mit etwa 7%Atomstrom betrieben wird.